Mramoraker Informationsseite - ab Sept. 2017
(GOTTESDIENST - PREDIGT - LICHTHOF)

 

65. Mramoraker Treffen in Sindelfingen – Haus der Donauschwaben – Samstag, 16. September 2016 – ab 10.30 Uhr

 

 

Klavierspiel: Herr Peter Straub /evtl.Tochter

(waren leider beide verhindert!)

 

Grußwort:

 Herzlich willkommen  zu unserem 65. Mramoraker Kirchweihtreffen. – Schön, daß wir uns wieder sehen und miteinander freuen dürfen.

Schade, dass unser Freund, Peter Straub, heute nicht am Klavier sitzen kann.

 

Votum:

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des dreieinigen Gottes: des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

 

Psalmlesung:  Psalm 146 / Nr. 241

 

Eingangsgebet:

Herr, unser Gott!

Wir sind zusammengekommen, um Gottesdienst zu halten. Wir, das sind Heimatvertriebene aus dem ehemaligen Jugoslawien. - Herr, wir denken an die alten Zeiten! – Unser Herz wird darüber schwer und es kommen uns die Tränen, wenn wir an all den Verlust und das Leid zurückdenken.  - Doch Du hast uns durchgetragen und uns gnädig einen neuen Anfang in der Heimat unserer Ahnen geschenkt. - Du hast uns getröstet!

 

Herr, unser Gott, wir wollen mit diesem Fest unsere Kirchweihtreffen abschließen: in Dankbarkeit für Deine Begleitung in den vergangenen Jahren.

 

Heute denken wir nicht nur zurück! – Wir denken an unsere Zeit hier und jetzt – an unsere Landsmannschaft, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder treffen durfte.

Wir denken an alle unsere lieben Landsleute, die Du aus dieser Welt gerufen hast – wir denken an jene, die alt geworden sind und nicht mehr zu unseren Treffen kommen können. Wir denken an alle Kranken.

 

Laß uns die Worte unseres Heilandes, Jesus Christus, hören und lehre uns zu verstehen und ihm nachzufolgen – zu Deinem Lob und unserem Heil.

Amen

 

1.Lied d. Gemeinde:  Nr. 89, 1.2.5

  „Großer Gott, wir loben dich“ Liedtext


PREDIGT

Liebe Mramoraker Landsleute, liebe Gäste, liebe Gemeinde!

 

Textlesung:    (Monatsspruch für August 2017):

„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“ (Apg. 26,22)

 

 

(1)

Schauen wir in den Zusammenhang, in dem dieses Wort steht, so erfahren wir, daß Paulus in Cäsarea vor den Richterstuhl des römischen Herrschers Festus gestellt war. Anwesend war auch der jüdische König  Herodes 'Agrippa II.

 

Das Bibelwort ist also Teil einer langen - letzten Verteidigungsrede des Paulus: Ankläger sind die jüdischen Landsleute des Paulus. Sie halten ihn für einen Religions-Störefried. Die Anhörenden sind der Stellvertreter Roms und der jüdische König. - Die über Paulus entscheiden sollen,  die römische Besetzungsmacht.  - Paulus aber ist sozusagen Vertreter der jungen christlichen Gemeinde.

 

(2)

Der Apostel Jesu nimmt diese Gelegenheit wahr, um von seiner Hoffnung zu reden: Von der Auferstehung Jesu Christi - von dem Evangelium, dass Gott in Christus alle Verheißungen der Schrift erfüllt hat und nun jedermann zur Buße ruft und zum Glauben.

Paulus will nichts anderes sagen, als was die Propheten und Mose vorausgesagt haben, "dass Christus musste leiden und als erster auferstehen von den Toten" - und dass es ein Muss ist, darüber zu reden, als "dem Licht für das Volk Israel und für die Heiden."

 

Paulus bekennt mutig vor allen, das er während seiner Gefangennahme in Jerusalem Gottes Hilfe erfahren hat - und das bis zum heutigen Tag.

 

Er fühlt sich als "Zeuge des Heilshandelns Gottes" und spricht zu allen, zu den Hohen und Niedrigen.

 

(3)

Was mich bei diesem Bibelwort in besonderer Weise berührt hat, ist das mutige Bekenntnis des Paulus zum Wirken Gottes in seinem Leben.

 

Wenn wir heute unser Kirchweihfest feiern - das letzte in dieser Geschichte - dann tun wir es doch gewiß auch in der Überzeugung, daß auch unsere Geschichte - die Geschichte der Heimatvertriebenen von Gott gelenkt wurde und daß auch wir Heimatvertriebenen das Handeln Gottes in Christus unserem Leben erfahren haben.

 

"Zeugnis geben von den Guttaten Gottes in unserem Leben" - so könnten wir es zusammenfassend formulieren.

 

Und wenn wir dann in fröhlicher, festlicher Runde zusammen sind und ins Gespräch kommen, wäre es wohl auch angebracht, Gottes Taten in unserem Leben zu rühmen:

 

-> der uns in allen Kriegswirren behütet und bewahrt hat;

-> der uns im Land der Väter eine neue Heimat geschenkt hat;

-> der uns das tägliche Brot gibt,

-> dem wir unser Leben zu verdanken haben,

-> der uns einen lieben Menschen zur Seite gestellt hat,

-> der uns Kinder geschenkt hat,

-> dass wir in vielen Gefahren behütet und bewahrt wurden,

-> dass wir einen Beruf haben und ein Zuhause.

 

Ach, Ihr Lieben, die Auflistung der Guttaten Gottes in unserem Leben könnten wir noch weiter fortführen.

 

(4)

Ihr lieben Landsleute, es soll aber auch keineswegs vergessen sein, was unsere Väter und Mütter und Großeltern, auch an Schwerem erlebt haben, als damals - 1944 und 1945 eine Welt für sie zusammenbrach:

 

Es war da ein kurzes Aufleben von großer Hoffnung, als die deutsche Armee Jugoslawien übrrannte und Belgrad einnahm. - Die Zeit war geprägt durch die Genugtuung, auch als Minderheit im damaligen Königreich, nun von Bedeutung zu sein.

 

Viele unserer donauschwäbischen Landsleute dachten, daß alles sich zum Guten wenden würde und beachteten nicht die Zeichen der Zeit, die von Hass und Gewalt und Unrecht und vom Krieg schwanger war.

 

Welch ein Zusammenbruch, als dann die Titopartisanen mit Unterstützung der Roten Armee das Land einnahmen. - Unsere Soldaten mußten die Flucht ergreifen und versteckten sich. Viele wurden gefaßt und kamen in Konzentrationslager, auch zusammen mit den alten Männern, die bei der OT gearbeiteten hatten.

 

Und die Frauen und Kinder und Alten, die in den Ortschaften zurückblieben, wurden in ihrer eigenen Ortschaft interniert und später dann in die Vernichtungslager gebracht - z.B. in das Hungerlager Rudolfsgnad.

 

Und hier starben Tausende - und die, die vom Tod verschont blieben, mussten hungern und Krankheiten erleiden.

 

Viele versuchten die Flucht aus den Lagern; andere wurden dann 1947/48 auf Drängen des Roten Kreuzes entlassen und über das Land als Arbeiter verteilt: einige auf den Feldern, andere in den Bergwerken.

 

Diejenigen, denen die Flucht gelungen war, sammelten sich kurz danach in Deutschland zu ihren "Kirchweihtreffen" - "Heimattreffen".

Dabei erzählte man von der alten Heimat, von der Flucht, von dem Neuanfang in Österreich, Deutschland oder Amerika.

Und dabei besann man sich auf den Spruch in unserer Kirche: "Gott ist unsere Burg".

 

"Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt-böse Feind, mit Ernst er's jetzt meint, groß Macht und viel Liste, sein grausam Rüstung ist, auf Erd' ist nicht seinsgleichen."

 

Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist? - Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muß er behalten."

 

Ja,  viele bekannten nach all dem Schrecklichen: Gottes Hilfe haben wir erfahren, bis auf diesen Tag.

 

 

(5)

Die Frage für uns heute wird jedoch sein, ob auch wir, die Nachkommen der Vertriebenen,  in dieses LOBLIED GOTTES, wie es Paulus singt, auch einstimmen können - ob wir den Mut haben, auch darüber zu reden - ob wir die Überzeugung haben, es frei und offen auszusprechen. - Ob wir Gottes offene Hand in Christus annehmen!

 

Und wenn das schwerfällt, so ist es gut, daß wir es hier in der Gemeinschaft mit anderen Christen tun, daß wir immer wieder unsere Bibel aufschlagen und lesen und das Gesangbuch und singen:

„Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein.“ (Apg. 26,22)

 

Ich wünsche uns allen in den kommenden Tagen und Jahren, daß wir uns daran in guten und in bösen Zeiten erinnern. "Helf Gott".

Amen

 

2. Lied Nr. 89, 9.11  "Sieh dein Volk in Gnaden an“

 

Fürbittegebet:

 

Im Vertrauen auf Gott dürfen wir nun beten:

 

Allmächtiger und barmherziger Gott,

wir nehmen unsere Zuflucht zu Dir, dem Lenker auch der Geschichte der Menschheit und unserer kleinen Lebensgeschichte.

In all unseren Fragen sollst Du alleine unsere Antwort sein: Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt!

Wir sind als Menschen hier beieinander, die Dein Wirken erlebt haben: in guten Tagen und in bösen Tagen. Da wurden wir schuldig und andere wurden an uns schuldig; da haben wir geweint und gelacht, wir haben gebetet – und vielleicht auch viele böse Worte in unserem Mund gehabt.

Da war Entsetzen über das, was uns wiederfahren ist – und es war Erstaunen über deine Hilfe.

All das, lieber Gott, nehmen wir hinein in unser Gebet und bitten Dich in dieser Zeit des Unfriedens ganz besonders um Deinen guten, heiligen Geist – den Geist, den uns unser Herr und Heiland Jesus Christus verheißen hat.

Wie ein Blatt im Wind werden wir immer wieder neu von unseren Wünschen und Sorgen bewegt und wie ein offenes Gefäß füllt sich unser Herz mit dem, was die Tage uns bringen.

 

Lass uns aber nicht wie im Winde treiben, sondern von „Deinem Wind – dem heiligen Geist“ geführt und geleitet werden.

Lass uns immer wieder neu sehen, was Du für uns getan hast und im Namen Jesu Dir vertrauen, dass Du uns auch weiterhin führen und leiten willst.

 

Herr, auch als Donauschwaben, die auf eine leidvolle Geschichte ihres Lebens zurückblicken müssen, lass uns vorwärts blicken auf  Dein Kommen –  dann wird Frieden sein.

 

Dir befehlen wir alle unsere Landsleute – gerade auch unsere Alten und Kranken und Schwachen. – Herr, lass sie am Ende ihres Lebens Frieden finden – wie auch uns.

 

So wollen wir bewusst alles, was uns bewegt, hinein legen in das Gebet, das dein Sohn uns gelehrt hat:

 

VATERUNSER

 

3. Lied d. Gemeinde:  Nr 59 – „Fürchte dich nicht, denn du bist mein.“
Liedtext

 

SEGEN

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GRUSSWORTE:

-> Frau Mojem

-> Herr Supritz

 

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Ausgang in den Lichthof

 

Hinweis: Unser Landsmann, Peter Zimmermann, ist erkrankt. So darf ich an unsere Verstorbenen erinnern:

 

Wir denken heute  an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken  der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshand­lungen oder
danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und
Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden,
weil sie einem anderen Volk angehörten,
einer anderen Rasse zugerechnet wurden,
Teil einer Minderheit waren oder deren Leben
wegen einer Krankheit oder Behinderung
als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand  gegen Gewaltherrschaft geleistet haben,
und derer, die den Tod fanden, weil sie an
ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und
politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und
anderen Einsatzkräfte,  die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer,
die  unter furchtbaren Katastrophen zu leiden haben: Dort auf Kuba oder in Mexiko oder in Florida.


Wir trauern mit allen,  die Leid tragen um die Toten und
teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen des Kreuzes Jesu Christi, er gibt uns  Hoffnung auf Versöhnung unter den  Menschen und Völkern, -  er ruft uns in seine Nachfolge, in Verantwortung, Menschen des Friedens zu sein:    zu Hause  und in der ganzen Welt.

Wir gedenken unserer Toten in aller Stille!

 

Gebet:

Verleihe uns Frieden gnädiglich!

Herr, so beten wir – so hoffen wir auf dich – angesichts der vielen Kreuze mit den Namen unserer donauschwäbischen Ortschaften – Namen auch, hinter denen sich viel Leid verbirgt.

Verleih uns Frieden gnädiglich! – Herr, so beten wir auch heute, denn Du bist unser Friede in Christus Jesus, deinem Sohn.

Allmächtiger Gott, du lenkst die Herzen der Menschen. Öffne ihnen allen, die Macht und Verantwortung haben, die Augen für den Frieden.

Mache sie und uns  bereit, Frieden und Versöhnung zu stiften.

Tröste alle, die sich schwer mit ihrer Vergangenheit tun. Trockne denen die Tränen, die einen lieben Menschen verloren haben. Stärke ihre Hände und Füße, dass sie ihren Weg gehen können.

Herr, Dir danken wir für unsere Kirchweihtreffen und befehlen Dir auch diesen Schluss an. - Begleite uns und unsere Brüder und Schwestern auch fernerhin.

 

Das bitten wir durch unsern Herrn Jesus Christus. Amen

 

Hinweis: Die Feier ist nun zu Ende!

 

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Peter Schatz schrieb einmal:

"Über dem Eingang unserer Kirche stand: "GOTT IST UNSERE ZUVERSICHT UND STÄRKE" . Diese Zuversicht war uns als Vermächtnis unserer Toten, "eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben" und soll unseren Glauben weiterhin stärken, damit er in unseren Kindern weiter lebt..."

HELF-GOTT


(In Mramorak gebräuchlicher Tagesgruß)

Wie uns die Alten lehrten
In rechtem Geist und Sinn;
Was immer wir auch mehrten,
Von Gott kommt der Gewinn.
Was immer wir auch machten,
In Liebe und Geduld
Gedeihen uns're Sachen,
Denn er tilgt alle Schuld.

Dies gilt es zu bekennen
Bei Menschen immerfort.
Im Gruß wir wollen nennen
Sein'n Namen aller Ort.
Was immer wir erstreben,
Wir brauchen alle sei'n Hilf;
In unser'm ganzen Leben
Geht's ohne Hilfe nie.

Was jeder jedem sagen kann:
In Gottes Namen fang er an -
Zum "Guten Tag", kein Gruß zum Spott,
Grüßt man in Mramorak mit H E L F- G O T T!