DAS ERSTE HAUPTSTÜCK
Die zehn Gebote, wie sie ein Hausvater den Seinen
einfältig vorhalten soll.
Das erste GebotIch bin der Herr, dein Gott. Du sollst
nicht andere Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch
irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das
unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie
nicht an und diene ihnen nicht.
Was ist das? Wir sollen Gott über alle Dinge
fürchten, lieben und vertrauen.
Das zweite GebotDu sollst den Namen des Herrn, deines
Gottes, nicht unnützlich führen; denn der Herr wird den nicht ungestraft
lassen, der seinen Namen mißbraucht.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen,
sondern denselben in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.
Das dritte GebotDu sollst den Feiertag heiligen.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern dasselbe heilig
halten, gerne hören und lernen.
Das vierte GebotDu sollst deinen Vater und deine Mutter ehren,
auf daß dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unsere Eltern und Herren nicht verachten noch erzürnen, sondern sie in
Ehren halten, ihnen dienen, gehorchen, sie lieb und wert haben.
Das fünfte GebotDu sollst nicht töten.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unserm Nächsten an seinem Leibe keinen Schaden noch Leid tun, sondern
ihm helfen und fördern in allen Leibesnöten.
Das sechste GebotDu sollst nicht ehebrechen.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir keusch und züchtig leben in Worten und Werken und ein jeglicher sein
Gemahl lieben und ehren.
Das siebente GebotDu sollst nicht stehlen.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unsers Nächsten Geld und Gut nicht nehmen noch mit falscher Ware oder
Handel an uns bringen, sondern ihm sein Gut und Nahrung helfen bessern und
behüten.
Das achte GebotDu sollst nicht falsch Zeugnis reden
wider deinen Nächsten.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unsern Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten, afterreden oder
bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm
reden und alles zum Besten kehren.
Das neunte GebotDu sollst nicht begehren deines
Nächsten Haus.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unserm Nächsten nicht mit List nach seinem Erbe oder Hause
stehen und mit einem Schein des Rechts an uns bringen, sondern ihm
dasselbe zu behalten förderlich und dienstlich sein.
Das zehnte GebotDu sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh oder alles, was sein ist.
Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß
wir unserm Nächsten nicht sein Weib, Gesinde oder Vieh abspannen,
abdringen oder abwendig machen, sondern dieselben anhalten, daß sie
bleiben und tun, was sie schuldig sind.
Was sagt nun Gott von diesen Geboten allen? Er sagt
also: Ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der
über die, so mich hassen, die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis
ins dritte und vierte Glied; aber denen, so mich lieben und meine Gebote
halten, aber denen, die mich lieben, tue ich wohl bis ins tausendste
Glied.
Was ist das? Gott dräuet zu strafen alle, die diese
Gebote übertreten; darum sollen wir uns fürchten vor seinem Zorn und nicht
wider solche Gebote tun. Er verheißet aber Gnade und alles Gute allen, die
solche Gebote halten; darum sollen wir ihn auch lieben und vertrauen und
gerne tun nach seinen Geboten.
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DAS ZWEITE HAUPTSTÜCK
Der Glaube,wie ihn ein Hausvater den Seinen aufs einfältigste
vorhalten soll.
Der erste Artikel von der SchöpfungIch glaube an Gott
den Vater, den Allmächtigen, Schöpfer Himmels und der Erde.
Was ist das? Ich glaube, daß mich Gott geschaffen hat
samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder,
Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu KIeider und
Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und
alle Güter; mit aller Notdurft und Nahrung dieses Leibes und Lebens mich
reichlich und täglich versorget, wider alle Fährlichkeit beschirmet und
vor allem Übel behütet und bewahret; und das alles aus lauter väterlicher,
göttlicher Güte und Barmherzigkeit ohn' all mein Verdienst und Würdigkeit;
des alles ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam
zu sein schuldig bin. Das ist gewißlich wahr.
Der zweite Artikel von der ErlösungIch glaube an Jesum
Christum, Gottes eingebornen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist vom
Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio
Pilato, gekreuziget, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am
dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend
zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird, zu
richten die Lebendigen und die Toten.
Was ist das? Ich glaube, daß Jesus Christus
wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger
Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen
und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden,
vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber,
sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen
Leiden und Sterben; auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reich unter
ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit;
gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit.
Das ist gewißlich wahr.
Der dritte Artikel von der HeiligungIch glaube an den
Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der
Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges
Leben. Amen.
Was ist das? Ich glaube, daß ich nicht aus eigener
Vernunft noch Kraft an Jesum Christum, meinen Herrn, glauben oder zu ihm
kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium
berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiliget und
erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt,
erleuchtet, heiliget und bei Jesu Christo erhält im rechten, einigen
Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle
Sünden reichlich vergibt und am jüngsten Tage mich und alle Toten
auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christo ein ewiges Leben
geben wird. Das ist gewißlich wahr.
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DAS DRITTE HAUPTSTÜCK
Das Vaterunser,wie es ein Hausvater den Seinen aufs
einfältigste vorhalten soll.
Vater unser, der du bist im Himmel.
Was ist das? Gott will uns damit locken, daß wir
glauben sollen, er sei unser rechter Vater und wir seine rechten Kinder,
auf daß wir getrost und mit aller Zuversicht ihn bitten sollen wie die
lieben Kinder ihren lieben Vater.
Die erste BitteGeheiliget werde dein Name.
Was ist das? Gottes Name ist zwar an sich selbst
heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns heilig
werde. Wie geschieht das? Wo das Wort Gottes
lauter und rein gelehret wird, und wir auch heilig als die Kinder Gottes
darnach leben. Das hilf uns, lieber Vater im Himmel! Wer aber anders
lehret und lebet, denn das Wort Gottes lehret, der entheiliget unter uns
den Namen Gottes. Davor behüte uns, lieber himmlischer Vater!
Die zweite BitteDein Reich komme.
Was ist das? Gottes Reich kommt wohl ohne unser Gebet
von sich selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns
komme. Wie geschieht das? Wenn der himmlische Vater
uns seinen Heiligen Geist gibt, daß wir seinem heiligen Wort durch seine
Gnade glauben und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich.
Die dritte BitteDein Wille geschehe, wie im Himmel,
also auch auf Erden.
Was ist das? Gottes guter, gnädiger Wille geschieht
wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei
uns geschehe. Wie geschieht das? Wenn Gott allen bösen Rat
und Willen bricht und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heiligen und
sein Reich nicht kommen lassen wollen, als da ist des Teufels, der Welt
und unsers Fleisches Wille; sondern stärket und behält uns fest in seinem
Wort und Glauben bis an unser Ende. Das ist sein gnädiger, guter
Wille.
Die vierte BitteUnser täglich Brot gib uns heute.
Was ist das? Gott gibt täglich Brot auch wohl ohne
unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er
uns lasse erkennen und mit Danksagung empfangen unser täglich Brot.
Was heißt denn täglich Brot? Alles was zur Leibes
Nahrung und Notdurft gehört, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus,
Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde,
fromme und treue Oberherren, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit,
Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.
Die fünfte BitteUnd vergib uns unsere Schuld, wie wir
vergeben unsern Schuldigern.
Was ist das? Wir bitten in diesem Gebet, daß der
Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um derselben willen
solche Bitte nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir
bitten, habens auch nicht verdienet; sondern er wolle es uns alles aus
Gnaden geben, denn wir täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe
verdienen. So wollen wir wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohltun
denen, die sich an uns ver-sündigen.
Die sechste BitteUnd führe uns nicht in Versuchung.
Was ist das? Gott versucht zwar niemand, aber wir
bitten in diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und erhalten, auf daß
uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in
Mißglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und ob wir
damit angefochten würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg
behalten.
Die siebente BitteSondern erlöse uns von dem Übel.
Was ist das? Wir bitten in diesem Gebet als in der
Summa, daß uns der Vater im Himmel von allerlei Übel Leibes und der Seele,
Gutes und Ehre erlöse und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges
Ende beschere und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich nehme in den
Himmel.
AmenWas ist das? Daß ich soll gewiß
sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und erhöret. Denn er
selbst hat uns geboten, also zu beten, und verheißen, daß er uns will
erhören. Amen, Amen, das heißt: Ja, ja, es soll also geschehen.
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DAS VIERTE HAUPTSTÜCK
Das Sakrament der heiligen Taufe,wie es ein Hausvater den
Seinen einfältig vorhalten soll.
Zum erstenWas ist die Taufe? Die Taufe
ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes
Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden.
Welches ist denn solch Wort Gottes? Da unser Herr
Christus spricht Matthäus im letzten Kapitel: Gehet hin in
alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des
Sohnes und des Heiligen Geistes.
Zum andernWas gibt oder nützet die Taufe?
Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und
gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und
Verheißung Gottes lauten.
Welches sind denn solche Worte und Verheißung Gottes?
Da unser Herr Christus spricht Markus im letzten Kapitel:
Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber
nicht glaubet, der wird verdammt werden.
Zum drittenWie kann Wasser solche großen Dinge
tun? Wasser tuts freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so
mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im
Wasser trauet. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und
keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist ein
gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen
Geist, wie St. Paulus sagt zu Titus im 3. Kapitel:
Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des
Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch
Jesum Christum, unsern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht
und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist gewißlich
wahr.
Zum viertenWas bedeutet denn solch
Wassertaufen? Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch
tägliche Reue und Buße soll ersäufet werden und sterben mit allen Sünden
und bösen Lüsten, und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein
neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich
lebe.
Wo stehet das geschrieben? St. Paulus zu den Römern
am sechsten spricht: Wir sind samt Christo durch die Taufe begraben in
den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist von den Toten auferwecket durch
die Herrlichkeit des Vaters, also sollen wir auch in einem neuen Leben
wandeln.
Wie man die Einfältigen soll lehren beichtenWas ist
die Beichte? Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eines,
daß man die Sünden bekenne, das andere, daß man die Absolution oder
Vergebung von dem Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht
daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor
Gott im Himmel.
Welche Sünden soll man denn beichten? Vor Gott soll
man aller Sünden sich schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir
im Vaterunser tun; aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden
bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.
Welche sind die? Da siehe deinen Stand an nach den
zehn Geboten ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht, Magd
bist, ob du ungehorsam, untreu, unfleißig gewesen bist, ob du jemand Leid
getan hast mit Worten oder Werken, ob du gestohlen, versäumt, verwahrlost,
Schaden getan hast.
Bitte zeige mir eine kurze Weise zu beichten? So
sollst du zum Beichtiger sprechen: Würdiger, lieber Herr: ich bitte euch,
wollet meine Beichte hören und mir die Vergebung zu sprechen um Gottes
willen.
Sage an. Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller
Sünden schuldig; insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich ein Knecht
(Magd) etc. bin. Aber ich diene leider untreulich meinem Herrn; denn da
und da habe ich nicht getan, was sie mich hießen, habe sie erzürnt und zu
fluchen bewegt, habe versäumt und Schaden lassen geschehen, bin auch in
Worten und Werken schamlos gewesen; habe mit meinesgleichen erzürnt, wider
meine Frau (Herrn) gemurrt und geflucht etc. Das alles ist mir leid und
bitte um Gnade; ich will mich bessern.
Ein Herr oder Frau sage also:
Insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich meine Kinder und Gesinde
nicht treulich erzogen habe zu Gottes Ehre. Ich habe geflucht, böse
Exempel mit unzüchtigen Worten und Werken gegeben, meinem Nachbar Schaden
getan, übel nachgeredet, zu teuer verkauft, falsche und nicht ganze Ware
gegeben. - Und was er mehr wider die Gebote Gottes und seinen Stand
getan. Wenn aber jemand sich nicht beschwert findet mit solchen
oder größeren Sünden, der soll nicht sorgen oder weiter Sünden suchen noch
erdichten und damit eine Marter aus der Beichte machen, sondern erzähle
eine oder zwei, wie du weißt. Also: Insonderheit bekenne ich, daß ich
einmal geflucht, ebenso einmal häßlich mit Worten gewesen, einmal dies
oder das versäumt habe. Also laß es genug sein. Weißt du aber
gar keine, (was doch nicht wohl sollte möglich sein) so sage auch keine
insonderheit, sondern nimm die Vergebung auf die gemeine Beichte d. h. das
gebräuchliche Beichtgebet, die du vor Gott tust gegenüber dem
Beichtiger.
Darauf soll der Beichtiger sagen: Gott sei dir gnädig
und stärke deinen Glauben. Amen.
Weiter: Glaubst du auch, daß meine Vergebung
Gottes Vergebung sei? Ja, lieber Herr.
Darauf spreche er: Wie du glaubest, so geschehe dir.
Und ich, aus dem Befehl unsers Herrn Jesu Christi, vergebe dir deine
Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen. Gehe hin in Frieden.
Welche aber große Beschwerung des Gewissens haben oder betrübt und
angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl wissen mit mehr Sprüchen
zu trösten und zum Glauben zu reizen. Das soll allein eine gemeine (d. h.
einfache) Weise der Beichte sein für die Einfältigen.
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DAS FÜNFTE HAUPTSTÜCK
Das Sakrament des Altars,wie es ein Hausvater den Seinen
einfältig vorhalten soll.
Was ist das Sakrament des Altars? Es ist der wahre
Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, unter dem Brot und Wein uns
Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt.
Wo stehet das geschrieben?
So schreiben die heiligen Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und St.
Paulus: Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er
verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brachs und gabs seinen Jüngern
und sprach: Nehmet hin und esset; das ist mein Leib, der für euch gegeben
wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis. Desselbigengleichen
nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und
sprach: Trinket alle daraus; dieser Kelch ist das neue Testament in meinem
Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut,
so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtnis.
Was nützet denn solch Essen und Trinken? Das zeigen
uns diese Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung
der Sünden; nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung der
Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo
Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und
Seligkeit.
Wie kann leiblich Essen und Trinken solch große Dinge
tun? Essen und Trinken tuts freilich nicht, sondern die Worte,
so da stehen: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der
Sünden. Solche Worte sind neben dem leiblichen Essen und
Trinken das Hauptstück im Sakrament. Und wer denselben Worten glaubt, der
hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich Vergebung der Sünden.
Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich? Fasten
und leiblich sich bereiten ist wohl eine feine äußerliche Zucht, aber der
ist recht würdig und wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese
Worte: Für euch gegeben und vergossen zur Vergebung der
Sünden. Wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt,
der ist unwürdig und ungeschickt; denn das Wort: »Für euch«
fordert eitel gläubige Herzen.
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DER SEGEN
Wie ein Hausvater die Seinen lehren soll, sich morgens und abends zu
segnen. Des Morgens, so du aus dem Bett fährst,
sollst du dich segnen mit dem heiligen Kreuz und sagen: Das walte
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Darauf knieend oder stehend den Glauben und Vaterunser. Willst du,
so magst du dies Gebetlein dazu sprechen: Ich danke dir, mein
himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich
diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütest hast, und bitte dich, du
wollest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und allem Übel, daß dir
all mein Tun und Leben gefalle. Denn ich befehle mich, meinen Leib und
Seele und alles in deine Hände; dein heiliger Engel sei mit mir, daß der
böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.
Und alsdann mit Freuden an dein Werk gegangen und etwa ein Lied
gesungen oder die zehn Gebote oder was deine Andacht gibt.
Des Abends, wenn du zu Bette gehst, sollst du dich segnen mit dem
heiligen Kreuz und sagen: Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger
Geist. Amen.
Darauf knieend oder stehend den Glauben und Vaterunser. Willst du,
so magst du dies Gebetlein dazu sprechen: Ich danke dir, mein
himmlischer Vater, durch Jesum Christum, deinen lieben Sohn, daß du mich
diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir
vergeben alle meine Sünden, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese
Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und
Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der
böse Feind keine Macht an mir finde. Amen.
Und alsdann flugs und fröhlich geschlafen.
Wie ein Hausvater die Seinen lehren soll, das Benedicite und Gratias
zu sprechen. Eltern, Kinder und Gesinde sollen mit
gefalteten Händen und zuchtvoll vor den Tisch treten und sprechen:
Aller Augen warten auf dich, Herr, und du gibst ihnen ihre Speise zu
seiner Zeit. Du tust deine milde Hand auf und sättigst alles,
was lebt, mit Wohlgefallen.
Danach das Vaterunser und dies folgende Gebet: Herr Gott,
himmlischer Vater, segne uns und diese deine Gaben, die wir von deiner
milden Güte zu uns nehmen, durch Jesum Christum, unsern Herrn.
Amen.
Also auch nach dem Essen sollen sie gleicherweise tun, zuchtvoll und
mit gefalteten Händen sprechen: Danket dem Herrn, denn er ist
freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Der allem Fleische Speise
gibt, der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen. Er
hat nicht Lust an der Stärke des Rosses noch Gefallen an jemandes Beinen.
Der Herr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten und die auf seine Güte
warten.
Danach das Vaterunser und dies folgende Gebet: Wir danken
dir, Herr Gott, himmlischer Vater, durch Jesum Christum, unsern Herrn, für
alle deine Wohltat, der du lebest und regierest in Ewigkeit. Amen.
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Die Haustafel etlicher Sprüche für allerlei heilige
Stände, dadurch dieselben in der Führung ihres Amtes und in der
Ausrichtung ihres Dienstes zu ermahnen.
Den Bischöfen, Pfarrherrn und PredigernEin Bischof soll
unsträflich sein, eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, anständig, gastfrei,
lehrhaftig; nicht ein Weinsäufer, nicht raufen, nicht unehrliche
Hantierung treiben, sondern gelinde, nicht zänkisch, nicht geizig; der
seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der gehorsame Kinder habe mit aller
Ehrbarkeit; nicht ein Neuling; der ob dem Worte halte, das gewiß ist, und
lehren kann, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die heilsame Lehre
und zu strafen die Widersprecher. 1 Tim. 3. Tit. 1.
Was die Zuhörer ihren Lehrern und Seelsorgern zu tun schuldig
sindDer Herr hat befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen,
sich vom Evangelium nähren sollen. 1 Kor. 9. Der unterrichtet
wird mit dem Wort, der teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet.
Gal. 6. Die Ältesten, die wohl vorstehen, die halte man
zwiefacher Ehre wert, sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre.
Denn es spricht die Schrift: Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. 1 Tim.
5. Wir bitten euch, lieben Brüder, daß ihr erkennt, die an euch
arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch ermahnen. Habt sie desto
lieber um ihres Werkes willen und seid friedsam mit ihnen. 1 Thess.
5. Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen
über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf daß sie
das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen; denn das ist euch nicht gut.
Hebr. 13.
Von weltlicher ObrigkeitJedermann sei untertan der
Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von
Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich nun der
Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung. Die aber
widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen; denn sie trägt das
Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe
über den, der Böses tut. Röm. 13.
Was die Untertanen der Obrigkeit zu tun schuldig sindGebet
dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Matth.
22. Darum ist's not, untertan zu sein, nicht allein um der
Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen. Derhalben müßt ihr
auch Schoß (d. h. Steuern) geben; denn sie sind Gottes Diener, die solchen
Schutz sollen handhaben. So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid:
Schoß, dem der Schoß gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die
Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt. Röm. 13. So ermahne
ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und
Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, auf
daß wir ein geruhiges und stilles Leben führen mögen in aller
Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denn solches ist gut, dazu auch angenehm vor
Gott, unserm Heiland. 1 Tim. 2. Erinnere sie, daß sie den
Fürsten und der Obrigkeit untertan und gehorsam seien. Tit. 3.
Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei
dem Könige als dem Obersten oder den Hauptleuten als die von ihm gesandt
sind zur Rache über die Ubeltäter und zu Lobe den Frommen. 1 Petr.
2.
Den EhemännernIhr Männer, wohnet bei euren Weibern mit
Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächsten Werkzeug seine Ehre,
als die auch Miterben sind der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht
verhindert werde. 1 Petr. 3. Ihr Männer, liebet eure Weiber und
seid nicht bitter gegen sie. Kol. 3.
Den EhefrauenDie Weiber seien untertan ihren Männern als
dem Herrn, wie Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher
Töchter ihr geworden seid, so ihr wohltut und euch nicht lasset schüchtern
machen (d. h. durch Ungläubige einschüchtern). Eph. 5. 1. Petr. 3.
Den ElternIhr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn,
daß sie nicht scheu werden; sondern zieht sie auf in der Zucht und
Vermahnung zum Herrn. Eph. 6. Kol. 3.
Den KindernIhr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem
Herrn denn das ist billig. Ehre Vater und Mutter; das ist das erste Gebot,
das Verheißung hat: Auf daß dirs wohlgehe und du lange lebest auf Erden.
Eph. 6.
Den Knechten, Mägden, Tagelöhnern und ArbeiternIhr Knechte, seid
gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit
eures Herzens, als dem Herren Christo. Nicht mit Dienst allein vor Augen,
um den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, daß ihr
solchen Willen Gottes tut von Herzen mit gutem Willen. Lasset euch dünken,
daß ihr dem Herrn dienet und nicht den Menschen, und wisset, was ein
jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein
Knecht oder ein Freier. Eph. 6.
Den Hausherren und HausfrauenIhr Herren, tut auch dasselbe
gegen sie und lasset das Drohen und wisset, daß ihr auch einen Herrn im
Himmel habt, und ist bei ihm kein Ansehen der Person. Eph. 6.
Der allgemeinen JugendIhr Jungen, seid den Alten untertan
und beweiset darin die Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber
den Demütigen gibt er Gnade. So demütiget euch nun unter die gewaltige
Hand Gottes, daß er euch erhöhe /u seiner Zeit. 1 Petr. 5.
Den WitwenWelche eine rechte Witwe und einsam ist, die
stellt ihre Hoffnung auf Gott und bleibt am Gebet und Flehen Tag und
Nacht. Welche aber in Wollüsten lebt, die ist lebendig tot. 1 Tim.
5.
Der GemeindeLiebe deinen Nächsten wie dich selbst: in dem
Wort sind alle Gebote zusammengefaßt. Röm. 13. Und haltet an mit
Beten für alle Menschen. 1 Tim. 2.
Ein jeder lerne seine Lection
(d.h. seine Pflichten nach Gottes Wort),
So wird es wohl im Hause stohn.
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