Wintergrüße aus Mramorak
Emmi Hinkofer-Walter, Dr. R. Mayer,
Heinrich Bohland, Gerhard Harich





Auch in unserer Gemeinde an der Banater Sandwüste gab es oft kalte , schneereiche Winter. Die Tiefebene in der Vojvodinaverwandelte sich in ein großes weißes Meer. Wenn es schon am späten Nachmittag dunkelte, dass man mit dem Heizen der gemauerten Zimmeröfen für den Abend und die Nacht begann, wenn aus den Schornsteinen dichter Rauch emporstieg, die Krähen mit krächzendem Schrei über die Felder schwärmten und der Schnee fiel, begann der Winterszeit.
Es begann die Zeit der Träume. Im Winter ist es viel kälter, schneebedeckt sind nun die Wiesen, Felder und Wälder. Es ist die leise Jahreszeit, doch sie hält so viel für uns bereit. Der Sonnenstrahl glitzert im Schnee, wie schön ist er, wenn ich ihn seh! Ein Reh, ein Wild, steht mitten auf der Lichtung, wir schauen in die gleiche Richtung. Das Eichhörnchen springt um die Bäume, wir haben jetzt Zeit für unsere Träume.
Eine kalte, klare Winternacht, schwarze Krähen, weiße Pracht, hell strahlt der frostige Glanz der Sterne, wir sehnen uns nach etwas Wärme. Draußen eisig, drinnen warm und wir fühlen Arm in Arm, auf den leisen Schwingen einer Krähe, schenkt uns des Winters Kälte Nähe!
Ein Winter voller Leben, kalt und starr. Weiße Kristalle glitzernd sprühen, Eisblumen schillernd zart erblühen, Schneeflöckchen im lebendigen Tanz, die Welt ein Eispalast im prächtigen Glanz. Fröhlich spielt der eisige Sturm, baut wirbelnd aus Schnee sich Burg und Turm. Reif Körnchen auf Ästen und Zweigen die sich darunter schimmernd neigen, sie lassen Sonnenlichter flimmernd schweben – der kalte Winter ist voller Leben.


Ich mag diese Zeit wenn die Nächte länger werden. Die Lichter in den Fenstern der Häuser leuchten, alles langsamer zu gehen scheint. Ich mag diese Zeit der Vorfreude auf das Fest der Liebe. Wenn der Fuß im Schnee seine Spuren hinterlässt und die Luft kühl und klar ist. Ich mag diese Zeit weil sie uns Hoffnung gibt auf Frieden unter den Völkern dieser Welt.


Unser Mramoraker Landsmann Dr. R. Mayer hat zum Winter nachfolgendes Gedicht geschrieben:


„Maja-Abend“

Tief hüllt das Dorf sich im Winterkleid.
Der Abend sinkt nieder. Es schneit und schneit.
Die Maulbeerbäume stehen weiß und schwer.
Durch`s Dunkel Laternen taumeln hin und her.
Wie Irrlichter schwanken sie auf und nieder.
Bald bleiben sie stehen, dann gehen sie wieder.
Den Tritt ihrer Träger verschluckt der Schnee.
Verhaltend reckt jetzt sich ein Kopf in die Höh`.
Dort wo durch das Fenster ein Lichtbündel fällt.
Verschwinden die Lichter. Ein Hund wütend bellt….

Wenn Schnee die Felder deckt, weit und breit.
Dann ist des Dorfbauern „Maja-Zeit“.
Das kurze Tagwerk ist längst schon getan.
Wem gilt`s heute Abend? – Der Nachbar ist dran!

Schon stapft`s vor der Türe. Aus Wolle und Pelz.
Von Hüten weiß und kristallen fällt`s.
Die große Stube lockt wohlig und warm.
Mit freundlichem Gruße aus Spinnrad im Arm.
Erscheint Nachbars Lene, Tant`Liese folgt nach.
Mit Männern und Frauen füllt sich das Gemach.
Den Knüppelstock lehnen sie an die Wand
und stell`n die Laternen aus klobiger Hand.


Dann sitzen sie rauchend im runden Kreis
und jeder was zu erzählen weiß:
Von Krieg und Soldaten, von Ernte und Saat.
Ob dieser die Säue geschlachtet schon hat.
Ob jenem der Wein wohl geraten ist.
Der Johann den Michel noch immer nicht grüßt.
„Und wißt ihr“, sagt eine der Tanten, daß heit`
des Schulzen Jüngster, die Bärbel gefreit?“
„Obgleich es ihr Vater nicht haben will“.
Vor Schrecken stehen die Spinnräder still…
„Auch ist der Pfarrer so sehr dagegen“.
„Und meine Hühner, die wollen nicht legen!“.

So schwirrt` durcheinander, der Lärm wird noch größer.
Der Bauer schenkt funkelnden Wein in die Gläser.
Jetzt wagt sich zuerst eine Stimme hervor.
Dann stimmen sie alle mit ein in den Chor.

Der Kuchenteller die Runde macht.
Es wird gescherzt, es wird gelacht.
Bis einer wohl sagt: „Jetzt müssen wir gehen!“.
„Herrjeh, ihr Leut, es geht schon auf zehn!“

Noch einmal perlt` feurig aus Flasche und Krug.
So schnell ist der Abend vorbei, wie im Flug.
Der Strickstrumpf wird eilig in`s Körbchen verpackt.
Beim Abschiednehmen noch einer sagt:
„Und morgen Abend, da kommt ihr zu mir!“
Dann schließt sich hinter allen die Tür.
Laternen irren wieder nach Haus.
Beim Bauern geht eben das Öllämpchen aus.



Unsere ehemalige Lehrerin und Ausschußmitglied Emilie Hinkofer-Walter, „Walter Lehrer`s Emmi“, hat in unserem Bildband mehrere Artikel geschrieben, an die ich gerne erinnern und sie mit eigenen Worten anreichern möchte.

Winterfreuden – Zum Wintervergnügen gehörte auch bei uns daheim das Schlittenfahren und Schlittschuhlaufen

Winterfreuden

Im Winter hatte sich das Dorfbild und das Dorfleben ganz der Jahreszeit angepaßt: Die großen Bäume kahl, oft „verzuckert“, die Gassen weiß,oft leuchtend, glitzernd, wenn Sonnenstrahlen den Schnee berührten und uns aus den Stuben lockten.









Uf d` Gass

Im Winter

Stefan Jäger

Wir Kinder wälzten uns im weichen Schnee, wir stapften in die höchsten Wälle, die längst des Gehwegs aufgeschaufelt waren, wir rollten Kugeln, um Schneemänner zu bauen und formten Bälle, um einander zu bewerfen. War einer zu hart und traf ins Gesicht, so gab es Tränen zu den Freuden.



Die Buben waren oft frech und gemein, sie nahmen Schnee und rieben uns ein, als müssten sie das Gesicht uns waschen. Das taten auch große Buben bei großen Mädchen, doch diese wehrten sich und lachten. Auch wenn sie schrien und laut schimpften, ich glaub` es hat ihnen auch Spaß gemacht!

Im Winter gab es viele Sachen, die wir Kinder gerne zusammen machten. Schlittenfahren, Schneeballschlacht, wie schön ist doch ein Kind das lacht!
Die Kinder konnten einen Schneemann bauen und in die weißen Wipfel der Maulbeerbäume schauen. Auch ein Bratapfel auf Omas Herd war wirklich mehr als nur ein Genuss wert.
Mütze auf und Handschuhe an, ab ging es auf die Rodelbahn. Spazierengehen im Schnee war sehr schön und das Schlittschuhlaufen auf dem zugefrorenen Bach war ein großes Jugendvergnügen.
Im Winter konnte man Plätzchen backen und viele gute Nüsse knacken.
Die Vorfreude auf die Weihnachts- und Adventszeit war groß. Man konnte es kaum erwarten das Christkindl und den Pelznickl zu sehen.



Schlittenfahren

Das Schlittenfahren in großen Schlitten, gezogen von Pferden mit Glocken und Schellen, das war der Höhepunkt der winterlichen Freuden!
Sonntag nachmittags, bei sonnigem Wetter und eisiger Kälte, tauchten sie auf in vielen Gassen.

Sie flitzten vorbei. So schnell sie kamen waren sie auch wieder weg, alle vollbeladen, soviel ein Schlitten fassen konnte: Familien mit Kindern, Burschen und Mädchen, Deutsche und Serben, wohl auch Rumänen, alle trieb es aus den Häusern, mitzumachen beim fröhlichen Rennen. Die vielen Schellen- und Glockentöne, das Peitschenknallen, das Getrampel der Pferdehufe und Knirschen des gedrückten Schnees, die lauten Rufe von Schlitten, Gelächter und Schreie, wenn Schneebälle flogen, gezielt und geschmissen von großen Buben an allen Ecken! Das alles wirkte zusammen und trug bei zu einer Hochstimmung, die alle miteinander verband.
Gegen die Kälte war gut vorgesorgt. Man hüllte sich, nebst warmer Kleidung, noch in Bundas oder Decken, Pelzkapp, Wolltuch, Schal und Muff, Stroh am Boden für die Füß, dazu erwärmte Ziegelsteine, dabei konnte niemand frieren! Nur die Nasenspitze und die Backen waren kalt und wurden rot. Doch die Nase musste vornedran sein, sonst hätte man wohl was verpasst!