Evangelische Glaubensthemen - Pfarrer i.R. Jakob Stehle
[ Reformationstag - Reformationsfest ]

Erinnerung an die Reformation


31.Oktober Reformationstag - Reformationsfest
Reformationstag - Reformationsfest



Die protestantische Christenheit feiert am 31.Oktober den "Reformationstag" und an dem darauffolgenden Sonntag das "Reformationsfest".
Dieses Jahr - 2004 - fällt beides auf einen Tag - auf Sonntag, den 31.Oktober.
Die Erinnerung wird wachgerufen an jenen denkwürdigen Tag - 31.Oktober 1517 - wo Martin Luther - der Professor der Theologie - in Wittenberg seine 95 Thesen gegen den Ablaß an die Schloßkirche geschlagen hat.
Dies schlug in Wittenberg wie eine Bombe ein und verbreitete sich in Windeseile durch Europa.
Luther - ein Augustinermönch - der durch eigene Erfahrung die freimachende Wirkung des Evangeliums erfahren hat - wollte mit seinen Thesen keine "Kirchen-Spaltung" heraufbeschwören sondern vielmehr eine "Kirchen-Erneuerung". Sein Anliegen war die Rückbesinnung auf das Zeugnis der Bibel (Reform) von der "freisprechenden Gnade Gottes". Dazu bedarf es des Hörens und der Umkehr.
Die Rechtfertigungslehre war bis ins Mittelalter geprägt von der Gnadenlehre des Kirchenvater Augustinus. Im späten Mittelalter wurde deren Aussagen über die Notwendigkeit von guten Werken des Menschen von der (katholischen) Kirche immer stärker in den Mittelpunkt gestellt; Symbol war der ausgeprägte Ablasshandel, wo man sich gegen verbriefte Geldspenden an die Kirche Freiheit von Strafe für Sünden kaufen konnte.
Im Grunde genommen ging es Luther um das Ernstnehmen des Bußsakraments der Kirche gegen die Entleerung und den Profitgeist mit Gottes Gnade.
Die Auswüchse der Papstkirche waren ein wesentlicher Grund für den schnellen breiten Erfolg der Reformation und ihre anderen Sicht in dieser Frage, da auch die einfachen Menschen bald durchschauten, daß es nur um Macht und Geld ging, weniger aber um ihr Seelenheil.
Die katholische Kirche - ausgesprochen eine "Papstkirche" - konnte und wollte diesen Weg nicht mitgehen. Sie wehrte sich mit allen Mitteln - bis hin zum Ausschluß Luthers aus der Kirchengemeinschaft. Um dem Evangelium zur Geltung zu verhelfen bediente sich Luther der Landesfürsten, da seine Appelation an den Kaiser keine Wirkung zeigte.

In Erinnerung an den Anfang der Reformation mit dem Thesenanschlag wird der 31.Oktober in protestantischen Kirchen seither als Feiertag begangen. Es war Johann Georg II. von Sachsen, der 1667 den Tag des "Thesenanschlags" zum Reformationstag erklärte. Dieser Termin setzte sich durch.
Noch heute ist der Tag in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gesetzlicher Feiertag; in Thüringen nur in überwiegend evangelischen Gemeinden. - Schade, daß die übrigen Bundesländer diesen Tag nicht mehr als offiziellen Feiertag haben.

Die Konfrontation zwischen Evangelischen Kirchen und der Katholischen Kirche gerade am Reformationstag gehört heute der Vergangenheit an - wir stehen in einem notwendigen Dialog miteinander. Dabei sollen die Unterschiede nicht verwischt werden, aber wir besinnen uns des gemeinsamen Zeugnisses der Schrift. Auch hat die Person Luthers in der katholischen Kirche in unseren Tagen eine Aufwertung erfahren. Heute geht es vor allem darum, dem modernen Menschen zu zeigen, daß er nicht aus eigener Kraft und Leistung leben kann - oder mit seiner Schuld fertigwerden kann - sondern Gottes Heil in Christus Jesus nötig hat. Die Botschaft des Reformationsfestes ist eine "befreiende" aber auch eine "herausfordernde", so wie es unser Herr und Heiland Jesus Christus am Anfang seiner Wirksamkeit gesagt hat:
"Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!" (Markus 1,15)
Buße tun heißt ja letztlich nichts anderes, als zu wissen, daß wir uns mit den besten Werken vor Gott nicht "verschanzen" können. Vielmehr sollen wir zu ihm kommen wie ein Kind zum Vater - im Glauben.

Siehe auch Reformation

Reformationstext : Römer 3,21-28

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Stand: 30. Oktober 2004


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