EVANGELISCHE GLAUBENSTHEMEN - KIRCHENTELLINSFURT
Jakob Stehle, Pfarrer i.R.

AUF EIN WORT

Zurück

Frage zum Dreikönigsfest


DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE


Die Anfrage:
Einen wunderschönen Tag wünsche ich,
allerdings hätte ich mal eine Frage, ich bin durch Zufall auf ihre Homepage gekommen, weil ich mich für christliche Feiertage und ihre Entstehung interessiere. Das ganze leider erst seit ein paar Tagen, da ich gelesen habe das fast alle christlichen Feiertage mehr oder minder zufällig an heidnischen Feiertagen gefeiert werden. Nun interessiert mich ob das wahr ist und warum das so ist, ich hoffe sie können mir weiterhelfen. Schön zu sehen war das Ganze meiner Meinung nach an Allerheiligen bzw. an Allerseelen, wo ja früher, fast zur gleichen Zeit Samhain stattfand, des weiteren las ich das die Kreidezeichnungen an den Türen zu den 3 heiligen Königen nichts mit ihnen zu tun haben, sondern das dies auch früher getan wurde, aber als Erinnerung an "heidnische Heilige", die in Zeiten der großen Pest vielen Menschen das Leben retteten. Nun blick ich gar nicht mehr durch und würde mich auf eine Antwort freuen...
Liebe Grüße, N.N.


Die Antwort:
Sehr geehrte Frau N.N,
über Ihr E-Mail habe ich mich gefreut. Erstaunlich, wie doch immer wieder jemand auf die Homepage drückte und dort etwas nachsieht. Mein Anliegen ist es, Menschen im Glauben an den lebendigen Gott, der sich uns Menschen so gnädig in Christus offenbart hat, zu stärken. Und ich glaube, dass uns Gottes Geist in alle Wahrheit führt, die für unser Glauben und Leben wichtig sind.

Nun zu Ihrer Anfrage.
In der Tat ist es so, dass die frühe christliche Kirche bei der Missionierung oft die heidnischen Feiertage "umpolte", d.h. soweit sie dem christlichen Glauben nicht widersprachen. Ich habe das auch in Afrika erlebt, wo ich ja beinahe 8 Jahre in der Pioniermission in Nordnigeria war. Am Anfang hatte man die Trommeln im Gottesdienst abgelehnt, da sie mit den heidnischen Kulten eng verbunden waren. Nach 50 Jahren hat die einheimische Kirche sich besonnen und die Trommel als eines unter vielen Musikinstrumenten in den Gottesdienst einbezogen. Die Kirchenmusik wurde dadurch neu belebt.

Es gibt Feiertage, die bewusst auf ehemals heidnische Termine gelegt wurden, so z.B. das Weihnachtsfest. Ursprünglich wurde es am 6.Januar (unser heutiger Kalender!) gefeiert. "Epiphanias" heißt ja "Erscheinung des Herrn" - d.h. Christi Erscheinung in dieser Welt. Heute aber wird Heilig Abend eindeutig als "Christi Geburtsfest" gefeiert und es ist nichts Heidnisches drin - es sei denn, man macht ein Neuheidentum daraus, das allein aus Essen und Trinken und in der Verehrung unschuldiger Kinder läge. Wo aber Heilig Abend ganz dem Wunder der Menschwerdung Christi gewidmet ist, ist überhaupt nichts einzuwenden.

Was die Sache mit den "Drei Heiligen Königen" betrifft - übrigens ein vor allem katholischer Brauch, den wir Evangelischen überhaupt nicht üben - so ist auch hier zu fragen, wie es mit dem Christuszeugnis ist. Wo die Buchstaben für Caspar, Melchior und Balthasar als "magische Zeichen" gelten, denen man Glück und Segen zuschanzt, ist es (von meiner Sicht her) abzulehnen. Wo aber die Sternsinger die gute Botschaft von Christus an die Haustüren tragen, ist wohl nichts einzuwenden. - In der evangelischen Kirche z.B. haben wir Jahrhunderte nach der Reformation vom "Kreuzschlagen" im Gottesdienst abgesehen. In den letzten Jahren üben es immer mehr Pfarrer - und auch ich mache manchmal Gebrauch davon. Aber immer im Wissen, dass nicht das "Zeichen" es ist, sondern "der, auf den das Zeichen weist".

Nun ist für mich die Frage, aus welcher kirchlichen Tradition Sie kommen. Sollten Sie aus der Katholischen Kirche kommen, so würde ich mich einmal mit dem katholischen Pfarrer vor Ort unterhalten. Danach könnten Sie sich Ihr eigenes Urteil bilden.
Generell denke ich: Wo irgendetwas mich in meinem christlichen Glauben beunruhigt, da lasse ich es bleiben. Sollten Sie Mühe mit dem Verständnis der Drei Heiligen haben, lassen Sie es einfach. Nicht die Äußerlichkeiten (egal in welcher Form) sind wichtig, sondern die Botschaft.
Ich wünsche Ihnen weiterhin ein interessiertes Verhalten und Gottes reichen Segen.
Ihr Pfarrer Jakob Stehle






Zurück