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DAS VIERTE HAUPTSTÜCK Das Sakrament der heiligen Taufe,wie es ein Hausvater den
Seinen einfältig vorhalten soll.
Zum erstenWas ist die Taufe?Die Taufe ist nicht allein schlicht Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden. Welches ist denn solch Wort Gottes?
Zum andernWas gibt oder nützet die Taufe?Sie wirket Vergebung der Sünden, erlöset vom Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.
Welches sind denn solche Worte und Verheißung Gottes?
Zum drittenWie kann Wasser solche großen Dinge tun?Wasser tuts freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist, wie St. Paulus sagt zu Titus im 3. Kapitel: Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des
Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch
Jesum Christum, unsern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht
und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist gewißlich
wahr.
Zum viertenWas bedeutet denn solch Wassertaufen?Es bedeutet, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäufet werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten, und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe. Wo stehet das geschrieben? |
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Wie man die Einfältigen soll lehren beichtenWas ist
die Beichte?
Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eines,
daß man die Sünden bekenne, das andere, daß man die Absolution oder
Vergebung von dem Beichtiger empfange als von Gott selbst und ja nicht
daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor
Gott im Himmel.
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Welche Sünden soll man denn beichten?
Vor Gott soll
man aller Sünden sich schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir
im Vaterunser tun; aber vor dem Beichtiger sollen wir allein die Sünden
bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.
Welche sind die?
Da siehe deinen Stand an nach den
zehn Geboten ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht, Magd
bist, ob du ungehorsam, untreu, unfleißig gewesen bist, ob du jemand Leid
getan hast mit Worten oder Werken, ob du gestohlen, versäumt, verwahrlost,
Schaden getan hast.
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Bitte zeige mir eine kurze Weise zu beichten?
So
sollst du zum Beichtiger sprechen: Würdiger, lieber Herr: ich bitte euch,
wollet meine Beichte hören und mir die Vergebung zu sprechen um Gottes
willen.
Sage an.
Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller
Sünden schuldig; insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich ein Knecht
(Magd) etc. bin. Aber ich diene leider untreulich meinem Herrn; denn da
und da habe ich nicht getan, was sie mich hießen, habe sie erzürnt und zu
fluchen bewegt, habe versäumt und Schaden lassen geschehen, bin auch in
Worten und Werken schamlos gewesen; habe mit meinesgleichen erzürnt, wider
meine Frau (Herrn) gemurrt und geflucht etc. Das alles ist mir leid und
bitte um Gnade; ich will mich bessern.
Ein Herr oder Frau sage also:
Insonderheit bekenne ich vor euch, daß ich meine Kinder und Gesinde
nicht treulich erzogen habe zu Gottes Ehre. Ich habe geflucht, böse
Exempel mit unzüchtigen Worten und Werken gegeben, meinem Nachbar Schaden
getan, übel nachgeredet, zu teuer verkauft, falsche und nicht ganze Ware
gegeben. - Und was er mehr wider die Gebote Gottes und seinen Stand
getan.
Wenn aber jemand sich nicht beschwert findet mit solchen
oder größeren Sünden, der soll nicht sorgen oder weiter Sünden suchen noch
erdichten und damit eine Marter aus der Beichte machen, sondern erzähle
eine oder zwei, wie du weißt. Also: Insonderheit bekenne ich, daß ich
einmal geflucht, ebenso einmal häßlich mit Worten gewesen, einmal dies
oder das versäumt habe. Also laß es genug sein.
Weißt du aber
gar keine, (was doch nicht wohl sollte möglich sein) so sage auch keine
insonderheit, sondern nimm die Vergebung auf die gemeine Beichte d. h. das
gebräuchliche Beichtgebet, die du vor Gott tust gegenüber dem
Beichtiger.
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Darauf soll der Beichtiger sagen:
Gott sei dir gnädig
und stärke deinen Glauben. Amen.
Weiter:
Glaubst du auch, daß meine Vergebung
Gottes Vergebung sei?
Ja, lieber Herr.
Darauf spreche er:
Wie du glaubest, so geschehe dir.
Und ich, aus dem Befehl unsers Herrn Jesu Christi, vergebe dir deine
Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Gehe hin in Frieden.
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Welche aber große Beschwerung des Gewissens haben oder betrübt und
angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl wissen mit mehr Sprüchen
zu trösten und zum Glauben zu reizen. Das soll allein eine gemeine (d. h.
einfache) Weise der Beichte sein für die Einfältigen.